Spengler auf Deutsch 8: Zehn gute Gründe für Ted Cruz zu stimmen

Erschien zuerst am 24. November 2015 unter dem Titel „Top 10 Reasons to Vote for Ted Cruz“ in PJMedia

Übersetzt von Stefan O. W. Weiß

 Vor einem Monat prophezeite ich eine Cruz-Rubio Präsidentschaftskandidatur (mit Cruz für das Amt des Präsidenten, Rubio des Vizepräsidenten). Gemäß einer Umfrage der Quinnipiac Universität in Iowa hat Cruz jetzt Carson überholt und liegt Kopf an Kopf mit Trump. Cruz sieht wie ein Sieger aus. Hier sind meine zehn Gründe, ihn zu unterstützen.

10. Er versteht etwas von Wirtschaft – nicht jenem ideologischen Einheitsbrei, den man an den Universitäten auftischt, sondern von dem wirklichen Schlachtfeld, wo verschanzte Monopole gegen unternehmerische Neugründungen stehen. Wie Asheesh Agrarwal und John Delacourt an dieser Stelle berichteten, hat er in der Federal Trade Commission brilliante Arbeit geleistet: „Cruz förderte wirtschaftliche Freiheit und bekämpfte Bestrebungen der Regierung, den Mark zugunsten von Einzelinteressen einzugrenzen. Vor allem initiierte Cruz eine Initiative, um zu untersuchen, welche Rolle der Regierung in Absprachen spielte, den Elektronischen Handel zu unterdrücken. Diese Initiative führte dazu, dass der Oberste Gerichtshof eine ganze Industrie für kleine Online-Händler öffnete.“ Jeder kann Steuersenkungen verlangen. Aber es erfordert Sachkenntnis, um die bürokratischen Schlingpflanzen zu zerhacken, die Amerikas Unternehmen strangulieren.

9. Er kennt sich in Außenpolitik aus. Er ist ein unnachgiebiger Vertreter amerikanischer Interessen, aber er will die amerikanische Politik nicht zum Exportschlager machen. Das ist der Grund, warum Neokonservative wie Jennifer Rubin in der „Washington Post“ und Kimberly Strassel im „Wall Street Journal“ ihn mit Dreck bewerfen. Die Bushisten begannen, Cruz vor einem Jahr anzugreifen, als er das Offensichtliche über das große Abenteuer der Bush-Regierung, die „demokratische Globalisierung“, aussprach: „Ich denke, wir blieben zu lange und wir gingen zu weit mit dem Versuch, den Iran in eine Art Schweiz zu verwandeln“. Er ist den Stümpern der Bush-Regierung nicht verpflichtet, wie der unglückselige Marco Rubio.

8. Er kennt das politische System. Als Generalstaatsanwalt des Staates Texas vertrat er neun Fälle vor dem obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten und gewann fünf von ihnen. Wie viele andere Anwälte der Vereinigten Staaten sind neun Mal mit verfassungsrechtlichen Fragen vor den Obersten Gerichtshof gezogen? Die beste Würdigung seiner Brillanz als Anwalt im Verfassungsrecht, die ich gesehen habe, kam vom liberalen „New Yorker“ – widerwillige Anerkennung, aber nichtsdestoweniger Anerkennung. Manches an seiner juristischen Arbeit war brillant, sie zeigte ein tiefes Verständnis der Gewaltenteilung und des Föderalismus. Wenn sie einen Präsidenten wollen, der die Arbeitsweise der amerikanischen Regierung von innen kennt, dann gibt es keinen, der Cruz gleichkäme.

7. Er ist ein Außenseiter und Amerika braucht einen Außenseiter. Die Öffentlichkeit denkt, dass Washington korrupt ist, und Washington IST korrupt. Die Banken sind korrupt, die Rüstungsindustrie (mit ihrem 1,5 Billionen-Budget für ein neues Jagdflugzeug, das nicht fliegen kann) ist korrupt, die High-Tech-Firmen (geleitet von Patentanwälten statt von Ingenieuren) sind korrupt, die öffentlichen Energieversorgungsunternehmen sind korrupt. Das amerikanische Volk will einen neuen Besen. Und es ist hilfreich, ihn jemandem in die Hände zu geben, der den Weg zum Besenschrank kennt.

6. Trump und Carson sind keine ernsthaften Kandidaten. Carson ist ein liebenswürdiger Mann, den nichts für das Präsidentenamt qualifiziert: Abgesehen von seinem medizinischen Fachwissen ist seine Kenntnis der Welt die für einen Autodidakten typische Mischung aus Fakten und Fiktionen. Trump hat sein Geld geerbt und leitet ein Familienunternehmen. Nie in seinem Leben musste er Aktionäre, Investoren, Direktoren oder irgendjemanden sonst überzeugen, mit ihm zu arbeiten. Bestenfalls versteht er sich auf’s Schmeicheln und Drohen. Seit seiner Kindheit bewegt er sich auf er Überholspur, und das ist die schlechtestmöglichste Vorbereitung für einen Präsidenten der Vereinigten Staaten.

5. Cruz kennt das System, ist aber kein Teil von ihm. Der bedeutende konservative Gelehrte Robert P. George betreute ihn in Princeton und der flamboyante (aber gediegene) Linke Alan Dershowitz unterrichtete ihn an der juristischen Fakultät in Harvard. Beide stimmen überein, dass er der beste Student war, den sie je hatten. Die Ausbildung an einer Eliteuniversität ist unwichtig, außer – natürlich – wenn man keine hat. Um die Vereinigten Staaten zu regieren, ist es hilfreich, sich einige Zeit im Bauch des Monsters aufgehalten zu haben. Cruz überstand das Mühlrad der Eliteuniversität mit intakten Prinzipien und einem feinen Verständnis linker Mentalität.

4. Er hat Mumm – man kann es auch Leidenschaft nennen. Cruz will Präsident sein, und er will, dass wir ihn als Präsidenten wollen. Entschlossenheit ist wichtiger als Charme, wo Cruz nicht den ersten Preis gewänne. Aber wenn es ans Eingemachte geht, wollen die Amerikaner keinen charmanten Präsidenten, sondern einen der klug, zäh und anständig ist. Dagegen ist Marco Rubio, die letzte Hoffnung des Establishments nach Jeb Bushs Bauchlandung, sofort erkennbar als der nette jüngere Bruder des raubeinigen Helden. Weder Cruz noch Fiorina würden diese Lücke ausfüllen.

3. Er weiß, wie man eine wirkliche Kampagne aufzieht, die kein mediales Strohfeuer ist. Cruz hat Bodentruppen, eine Organisation von Anhängern, die ihm vertrauen und Geld einwerben. Mit durchschnittlich 66 Dollar pro Spende erreichen sie das Doppelte von Rubio.

2. Er glaubt an die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Liebe für sein Land und der Glaube an ihre Zukunft sind leidenschaftlich und ungeheuchelt. Er ist ehrgeizig, aber sein Ehrgeiz rührt aus dem Wunsch, da zu dienen, wo er glaubt, dass er einzigartig qualifiziert ist, zu dienen.

Und der Hauptgrund für Ted Cruz zu stimmen ist:

Er kann Hillary Clinton schlagen. Sie nicht nur schlagen, sondern sie um Längen schlagen. Frau Clinton ist nicht so stark. Sie sieht stark aus, wenn die Medien ihr leichte Bälle zuspielen, aber in einer Serie von konfrontativen Präsidentschaftsdebatten, wo man sich nicht verstecken kann, würde Cruz sie zerfetzen. Cruz war der beste Universitätsdisputant des Landes. Er weiß, wie man Fakten sammelt, bei der Sache bleibt, die Manöver des Gegners voraussieht und sie neutralisiert. Er ist ein Vierteljahrhundert jünger als Frau Clinton, intelligenter, schärfer und besser vorbereitet. Er ist außerdem sauber im Privatleben und in den Finanzen, während die Clintons durchaus in der Lage wären, ein kriminelles Unternehmen zu gründen.

Autor: Stefan O. W. Weiss

Leon de Winter zählte die Kolumnen von David P. Goldman, besser bekannt unter seinem nom de plume „Spengler“, „zu den allerinteressantesten, die es weltweit zu lesen gibt“. Seine Texte, die er meist in „Asia Times“ und „PJMedia“ veröffentlicht, haben eine Leserschaft gefunden, die in die Hunderttausende geht. Er behandelt so verschiedene Themen wie Philosophie, Literatur, Wirtschaftswissenschaften, Theologie, Strategie, Weltpolitik, Musik und andere mehr mit gleicher Souveränität und Kompetenz. In Deutschland ist er ein Geheimtipp geblieben, bedauerlicherweise, da er ein vorzüglicher Kenner der deutschen Geistesgeschichte ist. Seine Essays über Wagner, Goethe, Schiller seien doch wenigstens en passant erwähnt. Um dem deutschen Leser die Lektüre zu erleichtern, beabsichtige ich, in diesem Blog seine Texte fortlaufend in Deutsche zu übersetzen. Ich habe dieses Projekt seit einigen Monaten verfolgt, der erste hier auf Deutsch veröffentliche Text stammt vom Oktober 2015. In den kommenden Wochen gedenke ich, seine nachfolgenden Texte in chronologischer Reihenfolge zu veröffentlichen, bis der Anschluss zu Gegenwart erreicht ist.

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