Spengler auf Deutsch 52: Gene Wilders bester Witz

Das Original erschien unter dem Titel „Gene Wilder’s best yoke” am 29. August 2016 in PJ-Media

Der verstorbene Gene Wilder spielte nicht nur in Komödien, er schrieb sie auch. „Frankenstein Junior“, meines Erachtens Mel Brooks bester Film, war Wilders Idee, und das Drehbuch entstammte einer gemeinsamen Anstrengung der beiden Genies der Komik. Cloris Leachmans in der unheimlichen Nebenrolle der Frau Blücher, der Haushälterin und offensichtlichen Geliebten des verstorbenen Frankenstein, bietet einen der komischsten Momente des amerikanischen Kinos. Pferde scheuen vor Angst bei der Nennung ihres Namens. Sie betrachtet den Enkel ihres verstorbenen Geliebten mit einer perversen Lust, die Pilze auf einer Billardkugel wachsen ließe. Und sie war in dem Film aus einem bestimmten Grund.

Frau Blücher“ war der Ehename der abtrünnigen jüdischen Philosophin Hannah Arendt, der ehemaligen Geliebten des Philosophen und zeitweiligen Mitglieds der Nazi-Partei Martin Heidegger. Der einflussreichste Existentialist des zwanzigsten Jahrhunderts übernahm die Universität Freiburg im selben Monat, in dem Hitler 1933 die Macht ergriff, und kettete sein Schicksal an das der Nazis – nachdem er Arendts Dissertation über den heiligen Augustinus in seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“ plagiiert hatte. Der verheiratete Heidegger verbrachte die 1920iger, indem er mit seiner jüdischen Doktorandin schlief und ihre Forschungen auslieh, bevor er der Nazi-Partei selbst beitrat. Arendt war besessen von Heidegger. Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sie sich in der Öffentlichkeit mit Heidegger und half bei seiner Rehabilitierung, obwohl Heidegger sich weigerte, seine Unterstützung Hitlers zu widerrufen.

Arendt ist berühmt für ihre Berichte über den Eichmannprozess in Jerusalem für den „New Yorker“; sie prägte den Satz von der „Banalität des Bösen“, um den Massenmörder der Nazis zu charakterisieren. Sie hielt ihn für ordinär und für zu dumm, eine wirklich böse Absicht zu haben. Indem sie das Böse mit Banalität gleichsetzte, argumentierte Arendt tatsächlich, dass ein wahrer Genius (wie Heidegger) nicht wirklich böse sein konnte. Ihre Publikationen über Eichmann provozierten einen Aufschrei in der jüdischen Welt. Privat äußerte Arendt Verachtung hart an der Grenze des Rassismus für die Israelis.

In einem Brief an den bekannten deutschen Philosophen Karl Jaspers bemerkt sie, dass Hausner “typisch galizischer Jude sei … der ständig Fehler macht. Wahrscheinlich einer von diesen Leuten, die ständig Fehler machen.“[16] Cesarani legt dar, dass einige ihrer Ansichten über die Juden des Nahen Osten an Rassismus grenzen. So beschreibt sie eine israelische Menschenmenge in einem Brief an Karl Jaspers: “Mein erster Eindruck: An der Spitze die Richter, die besten der deutschen Juden. Unter ihnen die Staatsanwälte, Galizier, aber immer noch Europäer. Alles wird von einer Polizei organisiert, die mir unheimlich ist; sie spricht nur Hebräisch und sieht arabisch aus. Einige ziemlich brutale Typen darunter. Sie würden jeden Befehl befolgen. Und vor den Toren der orientalische Mob, als ob man in Istanbul oder sonst einem halbasiatischen Land wäre. Zusätzlich, und sehr sichtbar in Jerusalem, die Peies- und Kaftanjuden, die das Leben für vernünftige Leute hier unmöglich machen.“[1]

Wie Martin Glickman in seinem Buch Stolen Words beobachtet hat: „Da sie kaum je ihren Ehenamen benutzte, scheint das Faktum, dass sie ‘Frau Blücher’ genannt werden konnte, den Mel Brooks Fans überall entgangen zu sein“. Wie in der von Cloris Leachmans gespielten Rolle, blieb auch ihre Besessenheit mit Heidegger – einem anderen Erschaffer von Monstern – unvermindert durch Zeit und Verbrechen.

Ich habe keinen direkten Beweis, dass Wilder die Rolle nach Arendt gestaltete, aber die Übereinstimmungen scheinen zu groß, um an Zufall zu glauben. In der Hölle werden Judenhasser von jüdischen Komödianten gefoltert. Meine Kenntnis der kommenden Welt ist vage, aber ich hoffe, dass Gene Wilders Talente fortfahren werden, die verstorbenen Seelen der Feinde seines Volkes zu plagen.

 

 

[1] Leider sind mir die deutschen Originalbriefe von Hannah Arendt nicht greifbar. Ich übersetze daher aus dem Englischen zurück.

Autor: Stefan O. W. Weiss

Leon de Winter zählte die Kolumnen von David P. Goldman, besser bekannt unter seinem nom de plume „Spengler“, „zu den allerinteressantesten, die es weltweit zu lesen gibt“. Seine Texte, die er meist in „Asia Times“ und „PJMedia“ veröffentlicht, haben eine Leserschaft gefunden, die in die Hunderttausende geht. Er behandelt so verschiedene Themen wie Philosophie, Literatur, Wirtschaftswissenschaften, Theologie, Strategie, Weltpolitik, Musik und andere mehr mit gleicher Souveränität und Kompetenz. In Deutschland ist er ein Geheimtipp geblieben, bedauerlicherweise, da er ein vorzüglicher Kenner der deutschen Geistesgeschichte ist. Seine Essays über Wagner, Goethe, Schiller seien doch wenigstens en passant erwähnt. Um dem deutschen Leser die Lektüre zu erleichtern, beabsichtige ich, in diesem Blog seine Texte fortlaufend in Deutsche zu übersetzen. Ich habe dieses Projekt seit einigen Monaten verfolgt, der erste hier auf Deutsch veröffentliche Text stammt vom Oktober 2015. In den kommenden Wochen gedenke ich, seine nachfolgenden Texte in chronologischer Reihenfolge zu veröffentlichen, bis der Anschluss zu Gegenwart erreicht ist.

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