Spengler auf Deutsch 1 – Schrecklicher als Vergewaltigung

Die Essays von David P. Goldman, übersetzt von Stefan O. W. Weiß

Der Originaltext erschien unter dem Titel „More horrible than rape” am 14. Oktober 2015 in Asia Times

Der Körper einer zwanzigjährigen syrischen Frau, “Rokstan M.” wurde letzte Woche aus einem flachen Grab in der kleinen sächsischen Stadt Dessau ausgegraben. Ihr Vater und ihre Brüder erstachen sie auf den Befehl ihrer Mutter hin, nachdem sie von drei Männern vergewaltigt worden war. Die Vergewaltigung hatte sie „unrein“ gemacht, und die Mutter verlangte ihre Ermordung, angeblich um die Familienehre wiederherzustellen. Die deutsche Polizei sucht den Vater und die Brüder. Das ist an sich nicht weiter erwähnenswert, wohl aber ist es die Nachricht selbst, die in keiner der großen deutschen Zeitungen oder Websites erschien. Die Boulevardzeitung „Bild“ brachte die Geschichte, wie auch regionale Blätter, während die Hüter der aufgeklärten Meinung sie ignorierten. Der „Spiegel“, die größte Nachrichtenseite des Landes, und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die zuständige Tageszeitung, erwähnten sie nicht.

Der Fall von Rokstan M. ist herzzerreißend. Sie hatte in Deutschland Arbeit gefunden als Übersetzerin für die Regierung, aber sie wusste, ihre Familie würde sie verfolgen und umbringen. „Ich erwarte den Tod. Aber ich bin zu jung, um zu sterben“, hatte sie in ihr Profil bei einem sozialen Medium geschrieben. Ihre Geschichte hätte ein oder zwei Zeilen in den Qualitätsmedien verdient. Aber sie ist eine von vielen, die Deutschlands Regierende nicht hören wollen.

Deutschlands Regierende – die dieses Jahr etwa 1,5 Millionen Migranten aufnehmen dürften – haben Mühe, auf Berichte über Sexualverbrechen zu reagieren, wie sie unter neuangekommenen Muslimen epidemisch sind. Innenminister Thomas de Maizière beschwor die Deutschen, nicht an Gerüchte über weitverbreitete Vergewaltigungen in Flüchtlingszentren zu glauben. Gleichzeitig aber warnte der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt: “Mein Eindruck ist, dass in den Ländern viel verharmlost wird“. Wendt fügte hinzu, es sei zwar verständlich, dass die Politik versuche, die Lage zu beruhigen. „Aber da ist schon viel Verniedlichung dabei.“

Deutschlands politische Elite weiß sehr wohl, dass die Einwanderer soziale Pathologien mitbringen, da sie bereits mit ansehen konnte, wie sich die weltweit schlimmste Epidemie von Sexualverbrechen in Schweden ausgebreitet hat. Abgesehen von einigen afrikanischen Ländern hat Schweden heute die international höchste Rate an angezeigten Vergewaltigungen, nahezu das Zehnfache seiner europäischen Nachbarn – eine Entwicklung der letzten zehn Jahre. Im „Gender Gap Index“ des Weltwirtschaftsforums rangiert Schweden unter den ersten Zehn, aber es ist das gefährlichste Land für Frauen außerhalb Afrikas geworden, mit einer Vergewaltigungsrate, die das Zehnfache seiner europäischen Nachbarn beträgt. Schwedens Regierende weigern sich nicht nur, etwas dagegen zu unternehmen, sie haben es auch zu einem Verbrechen gemacht, darüber zu reden.

Selbst im emanzipierten, feministischen, gendergerechten Schweden gibt es etwas Schrecklicheres als Vergewaltigung, etwas, das schrecklich genug ist, die politische Elite zu überzeugen, besser die physische und geistige Gesundheit zehntausender schwedischer Frauen zu opfern. Das ist der Horror der sozialen Desintegration in der muslimischen Welt. Schweden öffnete seine Grenzen für Flüchtlinge, schon zwanzig Jahre bevor die Migrantenflut die deutsche Türschwelle erreichte, und der Anteil im Ausland geborener Einwohner an der Gesamtbevölkerung stieg in Schweden von 9 % im Jahre 1990 auf 15,4 % im Jahre 2012. Ausländer haben zudem eine höhere Geburtenrate, so dass Anteil noch höher ist, wenn man die Einwanderer der zweiten Generation mitberücksichtigt.

Natürlich gab es Proteste, und nationalistische Parteien wie die „Schwedendemokraten“ haben mit einem Antiimmigrations-Programm an Unterstützung gewonnen, aber Schweden wird untätig bleiben, wenn sein sozialer Zusammenhalt zerbröselt. Gleiches wird – meines Erachtens – in Deutschland der Fall sein. Europa ist gelähmt von dem Schrecken, der sich von Libyen bis nach Afghanistan ausbreitet, wo eine der Weltkulturen vor unseren Augen zerfällt. In dieser Agonie ist die mächtigste Waffe der muslimischen Welt ihre eigene Schwäche. Die menschlichen Kosten des Zerfalls von Libyen, des Jemen, des Iraks und Syrien sind erschreckend, aber sie sind gering, verglichen mit dem Horror, welcher die Destabilisierung der Türkei, von Saudi-Arabien, Pakistan und Bangladesch hervorrufen würde. Der Westen kann es nicht ertragen, dem zuzusehen.

Einen Monat nach der 2001 erfolgten Attacke auf die Twin Towers warnte ich, dass “der radikale Islam gewinnen könnte”, durch dieselben Methoden, die beinahe den letzten Weltkrieg für Hitler gewannen:

„Al-Kaida will kein Land, keine Konversionen, keine Beute, keine Sklaven. Sie will den Westen zerstören und wird gerne Millionen muslimischer Leben opfern, um dies zu erreichen. Tatsächlich mag die massenhafte Opferung muslimischen Lebens sogar der Kern ihres Schlachtplans sein. Er hat mehr gemein mit dem Dostojewski der „Dämonen“ oder dem Wagner der „Götterdämmerung“ als mit den muslimischen Eroberern des Mittelalters.

Horror ist die Achillesferse des Westens. Die Nazis hatten das verstanden und unternahmen einen Feldzug ‚des Schreckens‘ (auch im Original deutsch) und ‚Entsetzens‘ (auch im Original deutsch). Horror war kein bloßes Instrument der Kriegführung im herkömmlichen Sinne, sondern eine Form Wagnerischen Theaters oder psychologischer Kriegführung in großem Maßstab. Hitlers taktischer Vorteil lag in seiner Fähigkeit, mehr Schrecken zu verbreiten, als seine Gegner sich vorstellen konnten“.

Das ist der Grund, warum ich seit fünfzehn Jahren über dieses Thema schreibe: um die Herzen zu verhärten und den Westen gegen seine Verwundbarkeit zu impfen.

Schweden hat eine afrikanische Vergewaltigungsrate:

Die Häufigkeit von Vergewaltigungen in Schweden hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht, als das Land Europas Primärziel für muslimische Immigranten wurde. In einem Artikel für das „Gatestone Institute“ beobachten Ingrid Carlqvist und Lars Hedegaard: „Seit 2000 hat es nur eine Untersuchung über von Immigranten verübte Verbrechen gegeben. Sie stammt von Ann-Christine Hjelm von der Karlstad-Universität aus dem Jahre 2006. Es stellte sich heraus, dass im Jahr 2002 85 Prozent derjenigen, die vom „Svea Hovrätt“, einem Berufungsgericht, zu mindestens zwei Jahren Gefängnis wegen Vergewaltigung verurteilt worden waren, im Ausland geboren oder Einwanderer der zweiten Generation waren.

Ein 1996 veröffentlichter Bericht des Schwedischen Nationalrats zur Verbrechensprävention kam zu dem Schluss, dass Einwanderer aus Nordafrika (Algerien, Libyen, Marokko und Tunesien) mit einer 23-mal so hohen Wahrscheinlichkeit eine Vergewaltigung verüben wie schwedische Männer. Die Zahlen für Männer aus dem Irak, Bulgarien und Rumänien lagen bei 20, 18 und 18. Männer aus dem übrigen Afrika waren 16-mal, Männer aus dem Iran, Peru, Ecuador und Bolivien zehnmal so anfällig, Vergewaltigungen zu begehen wie Schweden.

In den letzten Jahrzehnten hat ein neuer Trend Schweden mit voller Wucht getroffen: Gruppenvergewaltigungen („gang rape“) – bis dahin weitestgehend unbekannt in der schwedischen Kriminalhistorie. Die Zahl der Gruppenvergewaltigungen ist zwischen 1995 und 2006 sprunghaft gestiegen. Seitdem wurden keine Studien mehr durchgeführt“.

Schweden bleibt nicht nur untätig, während eine beträchtliche Anzahl schwedischer Frauen vergewaltigt wird, es ächtet auch die öffentliche Diskussion über die Ursachen. Michael Hess, ein Politiker der Schwedendemokraten, wurde von einem schwedischen Gericht verurteilt, gemäß einem Gesetz, das die Verunglimpfung ethnischer Gruppen verbietet, weil er 2014 geschrieben hatte: „Es besteht eine enge Verbindung zwischen den in Schweden verübten Vergewaltigungen und der Zahl der Einwanderer aus den MENA-Ländern (Naher Osten und Nordafrika)“.

Schwedische Vergewaltigungsrate in drei Jahren verdreifacht:

Warum fügt Schweden sich selbst solchen Schaden zu und kriminalisiert Kritik an der Politik, welche ihn verursacht hat? Ideologie kann nicht die ganze Erklärung sein. Sicher, Schweden hängt einer postmodernen Multikulti-Ideologie an, aber auch eine andere Ideologie hat eine Stimme: der Feminismus. Aber die Feministen schweigen zu dem Thema der schwedischen Vergewaltigungsepidemie. Nicht weil die Feministen Vergewaltigung billigen, sondern weil es Schrecklicheres als Vergewaltigung gibt.

Es gibt Augenblicke in der Geschichte, in der langfristige Entwicklungen sich in kurzfristigen Ereignissen äußern, und wir erleben unglücklicherweise einen solchen. Die Welt ist wirklich sehr seltsam geworden. Allein in der letzten Woche waren wir Zeuge von Mord durch Selbstmordattentat in Ankara, mit der wahrscheinlichen Komplizenschaft der türkischen Regierung, und einer Epidemie von willkürlichen Attentaten auf Israelis, begangen von scheinbar ganz gewöhnlichen palästinensischen Arabern, die von ihrem Klerus und ihren „moderaten“ ebenso wie von ihren radikalen politischen Führern aufgehetzt werden. ISIS setzt weiterhin die Welt in Schrecken.

Israel hat schon Terrorangriffe in weit größerem Ausmaß erlebt; allein im März 2002 starben 130 Personen durch Selbstmordattentate während der zweiten Intifada. Die Attentate waren gut organisiert, unterstützt durch ein Netzwerk von Sprengstoffexperten, Planern und Transporteuren. Die israelischen Sicherheitsbehörden brauchten drei Jahre, um diese Operationen zum Erliegen zu bringen und die Bedrohung einzudämmen. Die aktuellen Angriffe sind jedoch in mancher Hinsicht fremdartiger und beunruhigender. An ihnen sind anscheinend Bürger beteiligt, die nie durch Radikalität aufgefallen sind, wie der arabische Angestellte einer israelischen Telefongesellschaft, der mit seinen Lieferwagen in eine Gruppe von Fußgängern raste, dann sein Auto verließ und einen sechzigjährigen Rabbiner mit der Axt erschlug. Die grausige Tat wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet; es ist schmerzhaft, sie anzusehen. Israelische und West-Bank-Araber, die vorher nie gewalttätig waren, scheinen spontan in Wut auszubrechen und israelische Ziele anzugreifen, in dem sicheren Wissen, dass sie sterben werden, nachdem sie Israelis Schaden zugefügt haben, der geringfügig ist verglichen mit den Selbstmordanschlägen von 2002.

Die angebliche Provokation, welche die Attentate auslöste, ist eine urbane Legende, nämlich jüdische Pläne gegen die Al-Aqsa-Moschee (auf dem Tempelberg in Jerusalem), obwohl die israelische Regierung ihr Verbot von jüdischen Betern auf dem Tempelberg rigoros durchgesetzt hat. Rabbi Yehuda Glick, ein Befürworter von jüdischen Betern auf dem Tempelberg, hat beobachtet, dass die israelische Polizei sogar Juden verhaftet, „weil man sie (Gebete) zu flüstern verdächtigte“. Die angebliche Verschwörung gegen Al-Aqsa ist weder das dümmste, noch das tödlichste Gerücht, welches die muslimische Welt aufrührt. Die Kinderlähmung ist nach Pakistan und Nigeria zurückgekehrt, weil lokale islamische Autoritäten Fatwas gegen Impfung erlassen haben; sie behaupten die Impfung wäre eine westliche Verschwörung, um muslimische Fruchtbarkeit zu reduzieren.

Es hat schon viele Vernichtungskriege gegeben, aber im heutigen Terrorismus ist etwas einzigartig Schreckenerregendes. Nie in der Geschichte der Kriegsführung waren Zehntausende von Individuen bereit, Selbstmord zu begehen, um feindliche Zivilisten zu schädigen. Nie war eine kriegführende Seite bestrebt (die Hamas im Gaza Raketenkrieg 2014), zivile Verluste der eigenen Seite zu maximieren. Die Japaner töteten über 20 Millionen Chinesen während des Zweiten Weltkriegs, aber sie begingen Selbstmord im Kampf bei dem Versuch, gegnerische Kriegsschiffe zu versenken, nicht feindliche Zivilisten zu töten. Auch die Nazis verlangten von ihren Soldaten nicht, sich selbst zu töten, um Juden zu töten.

Bret Stephens, der Chefredakteur des Auslandsressorts beim “Wall Street Journal”, nannte dieses Verhalten „Psychose“. Das legt die Frage nahe: Was für eine? Das DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, englisch für „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“, ein Klassifikationssystem in der Psychiatrie) kennt sie nicht. Vielleicht sollten wir es „Sozialer-Tod-Umnachtungssyndrom“ oder „STUS“ nennen.

Die Angst vor dem sozialen Tod, die mit dem Niedergang einer Kultur einhergeht, ist unsäglich schlimmer als der individuelle Tod, und der Schrecken vor der Aussicht auf sozialen Tod führt zu grauenhaftem Verhalten. Präziser: er macht es unmöglich zu sagen, was grauenhaft ist und was nicht. „Der eigene Tod ist ja auch unvorstellbar, und sooft wir den Versuch dazu machen, können wir bemerken, daß wir eigentlich als Zuschauer weiter dabeibleiben“, sagte Freud. Das ist nicht ganz richtig, wir zittern oft in Angst und Schrecken vor der Aussicht auf unseren eigenen Tod, was wir nicht täten, wenn wir ihn uns nicht vorstellten. Unser Bewusstsein aber ist beides, individuell und gesellschaftlich, und wir betrachten unseren eigenen Tod mit dem inneren Auge derer, mit denen wir eine gemeinsame Sprache und Bestrebungen teilen, die nicht mit dem Ende unserer physischen Existenz enden werden.

Außer sie tun es doch. Das ist der absolute Horror. Es ist ein Sache, sich selbst als Zuschauer bei seinem eigenen Begräbnis vorzustellen, und eine andere, sich vorzustellen, in ewiger Stille zu versinken, abgeschnitten von jedem menschlichen Kontakt, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Das ist ein lebendiger Tod, eine geistige Anwesenheit ohne Bewusstsein. Stellen Sie sich beispielsweise vor, Sie wären auf Ihrem Totenbett der letzte Sprecher einer Sprache, die mit ihrem eigenen Hinscheiden ausstürbe und so ihr eigenes Andenken und ihre eigene Geschichte auslöschte. Das ist ein schlimmerer Horror als die Hölle, wo man wenigstens mit seinem Nachbarn in der Schwefelgrube schwatzen könnte. Der Schatten des Achilles konnte sich wenigstens bei Odysseus über das Elend in der Unterwelt beschweren; stellen Sie sich vor, wie der Sohn des Peleus sich gefühlt hätte, wenn das Andenken an Hellas zusammen mit seiner Sprache für immer ausgelöscht wäre, und er säße allein und in ewiger Stille im Hades.

So fühlt es sich an, in einer sterbenden Kultur gefangen zu sein. Rationalität hört auf, eine Bedeutung zu haben. Wenn Sie erfahren, dass Sie an einem unheilbaren Gehirntumor leiden, mögen Sie ihre Lebensversicherung zu Geld machen und eine Orgie feiern – aber nicht, wenn jeder, der Ihre Sprache spricht und Ihre Erinnerungen teilt, bereits ausgelöscht ist. In diesem Fall könnten Sie mit dem Geld nichts mehr anfangen. Sie könnten sich in eine Bar setzen und Château Pétrus trinken. Oder Sie könnten gehen und den nächsten Israeli, der Ihnen über den Weg läuft, niederstechen.

Das Ende der muslimischen Kultur ist zu schrecklich, als dass die Deutschen es ins Auge fassen könnten, zumal die Stunde auch für sie schlägt. Und gerade für Deutsche ist es schmerzhaft, die Möglichkeit zu erwägen, dass die Quelle für die schrecklichen Ereignisse, die Millionen nach Deutschland getrieben hat, in der Eigenart des Volkes selbst liegt. Syrien hat sich selbst in Stücke gerissen, nicht nur wegen der Vergehen seiner Regierenden, sondern eher wegen der Eigenart des Volkes. Sobald die sunnitische Revolte gegen die majoritär schiitische Regierung im Irak auf Angehörige von Saddam Husseins Armee und des „sunnitischen Aufbruchs“, den General Petraeus während der Offensive von 2007-2008 finanziert hatte, zurückgriff, wurde ein tödlicher Konfessionskrieg in Syrien unvermeidlich, in dem beide Seiten die abstoßendsten Grausamkeiten begingen.

Das Assadregime hat mehr Menschen umgebracht, da es über Flugzeuge verfügt, um sunnitische Zivilisten anzugreifen, aber die sunnitische Opposition – einschließlich der „moderaten“, von Amerika unterstützten sunnitischen Opposition – hat Massenmorde begangen und damit angegeben. Human Rights Watch meldete im Oktober 2013, dass bei einer Operation in der Nähe von Latakia im alewitischen Herzland „sunnitische Kämpfer 190 Zivilisten getötet haben. Einwohner und Mitarbeiter des Krankenhauses in Latakia, der nächstgelegenen Stadt, sprachen von verbrannten Körpern, enthaupteten Leichen und Gräbern, die man in Hinterhöfen gegraben hatte. Zweihundert Menschen aus dieser Gegend sind als Geiseln genommen“. Der Stabschef der „Freien Syrischen Armee“, Salam Idriss, Aushängeschild der „moderaten Opposition“, rühmte die Operation in einem Video und übernahm teilweise die Verantwortung. Mit öffentlichen Hinrichtungen und der Zerstörung archäologischer Schätze hat ISIS das Vorstellungsvermögen der Welt gefangengenommen und ihr den Magen umgedreht. Aber das ist die Art und Weise in der Muslime seit 1500 Jahren Krieg führen. Man befrage die Christen auf dem Balkan oder die Armenier in Anatolien über die Türken.

Große Teile der syrischen Bevölkerung haben sich bei den Grausamkeiten des Bürgerkrieges mitschuldig gemacht, in den meisten Fällen mit Absicht. Massenhafte Teilnahme an Kriegsverbrechen hat zwei Funktionen: erstens den Willen des Feindes zu brechen, zweitens die gesamte Bevölkerung mitschuldig zu machen. Die Nazis stellten sicher, dass die deutsche Bevölkerung vom Holocaust wusste, um sie enger an ihre Führer zu binden. Aber da war noch eine dritte Funktion des Naziterrors: Ich vermute, daß ihre „Schrecklichkeit“ (auch im Original deutsch) den Zweck hatte, den christlichen Glauben zu vergiften: auch die Nazis wussten, wie man die „Brüder Karamasow“ liest.

Horror schreckt Muslime nicht ab, weil Muslime die Welt als beherrscht von einem unbeschränkten Willen ansehen. Allahs Wille leitet die Drehung jedes Elektrons und die Bahn jedes Geschosses. Er ist unfassbar und willkürlich, wie die Natur in der heidnischen Welt. Der Islam kann Horror ertragen, aber keine Demütigung. Aber Horror ist die Achillesferse der christlichen Welt, dessen grundlegende Prämisse darin besteht, dass Gott der Menschheit seine selbstlose Liebe und unverdiente Gnade darbietet und in einem gewissen Grade das Gute begünstigt. Die Auffassung, dass das Universum grausam und sinnlos ist, ist Gift für das Christentum. Das ist das große Paradox der Erlösung. Wenn Gottes selbstlose Liebe und unverdiente Gnade der gesamten Menschheit Erlösung verheißt, was machen wir mit denen, die sie vorsätzlich zurückweisen?

All die Versprechen himmlischer Seeligkeit sind die Folter eines einzigen Kindes nicht wert, sagte Dostojewskis Iwan Karamasow. Aber Karamasow sprach von dem anormalen Verhalten einiger grausamer Menschen in der christlichen Welt, deren Taten die große Mehrheit der Christen verdammen würde. Das Zeitungsfoto eines ertrunkenen Jungen überwältigte Europa. Was soll man tun mit einer Kultur, die routinemäßig Grausamkeiten begeht?

“Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen”, witzelte der israelische Psychiater Zvi Rex, und es liegt eine tiefe Wahrheit in diesem Witz. Auschwitz vertilgt die Deutschen, während die Juden gedeihen, jedenfalls in Israel. Israelische Juden haben drei Kinder pro Frau, während Deutsche weniger als 1,4 haben. Bei der gegenwärtigen Fruchtbarkeitsrate wird es am Ende dieses Jahrhunderts mehr Israelis unter 25 als Deutsche geben. Der Anteil der deutschen Bevölkerung über 60 wird im gleichen Zeitraum auf 45 % ansteigen.

Bevölkerung unter 25:

Bevölkerung über 60:

Der Impuls, Deutschland für muslimische Flüchtlinge zu öffnen, ist für die deutsche Elite unwiderstehlich, insbesondere für Kanzlerin Angela Merkel. Um ihre Motive zu verstehen, muss man bedenken, dass sie nicht nur eine Deutsche, sondern auch eine Christin ist. „Der Glaube an Gott und die Nähe zur Kirche haben mich von Kindheit an geprägt und beschäftigt“, schrieb sie in einem Essay mit dem Titel „Warum ich Christin bin“ kurz vor ihrem Wahlsieg. Als Tochter eines Pfarrers wuchs sie im atheistischen Ostdeutschland auf und bewahrte ihren Glauben trotz der Feindschaft des Staates und ihrer Kollegen. „Seit meiner Jugend wusste ich also, dass ich durch mein Bekenntnis zu Gott und zu seiner Kirche einem inneren Kompass folgte, der vom Staat und der Mehrheit der Bevölkerung als Richtungsweiser abgelehnt wurde. Es war auch nicht immer einfach, zu seinem Christsein zu stehen. Im Gegensatz zu den meisten Jugendlichen ging ich zur Christenlehre und zum Konfirmandenunterricht und nicht zur Jugendweihe“.

All die Versprechen himmlischer Seeligkeit sind die Folter eines einzigen Kindes nicht wert, sagte Iwan Karamasow. Das Bild eines ertrunkenen Jungen überwältigte Europa. Nur einige hunderttausend Menschen sind in den letzten fünfzehn Jahren im Irak und in Syrien getötet worden, aber bei der Zählung der Todesopfer könnten bald weitere Nullen auf der rechten Seite erscheinen. Ob die Migrantenwelle spontan entstanden oder von der Türkei kanalisiert worden ist, kann hier beiseite bleiben. Das christliche Gewissen kann der Horror menschlichen Leidens in apokalyptischem Ausmaß nicht ertragen, und was wir jetzt sehen, ist winzig, verglichen mit dem, was wahrscheinlich demnächst kommen wird.

Das Judentum – so scheint mir – ist widerstandsfähiger im Angesicht des Horrors, weil es der Menschheit einen höheren Grad an Freiheit zuweist, nämlich die radikale Freiheit in einem Partnerschaft mit dem Schöpfer der Welt einzutreten und die Natur selbst zu ändern. Der Gott, den das Judentums in der Welt, in der wir uns befinden, antrifft, ist nicht ein Gott, der die Ansprüche der Philosophen oder Theologen befriedigt, sondern ein Gott, der die Schöpfung absichtlich unvollkommen ließ, so dass der Mensch die Freiheit hat, ein Partner im Werk der Schöpfung zu werden. Das Chaos in der Natur dieser Welt und menschliche Schlechtigkeit sind die göttliche Herausforderung für die Menschheit zum Status des Mitschöpfers aufzusteigen. Die Möglichkeit radikaler Freiheit beinhaltet – selbstverständlich – die Möglichkeit des radikal Bösen.

Der Christ ist wiedergeboren in der Kirche und tritt als Individuum in ihre Gemeinschaft ein. Der Jude war schon anwesend bei der Gründung des Bundes am Berge Sinai, wo ganz Israel, einschließlich aller künftigen Generationen, die Stimme Gottes von dem Feuerberg hörte. Der Christ grübelt, warum guten Menschen Böses wiederfährt; der Jude betet jeden Morgen in guten wie in schlechten Zeiten „Glücklich sind wir, wie gut ist unser Anteil, wie lieblich unser Los und wie schön unser Erbe“. Die Errettung aus dem Schilfmeer ist kein vergangenes Ereignis und Israels endgültige Erlösung keine ferne Zukunft: Das Judentum ist einfach die Konstruktion einer Gegenwart, in der alle Generationen frohlocken über Israels Erbschaft, und die einen Kontext bietet, an dem das individuelle Leiden zu messen ist. Man mag mit Iwan Karamasow fragen, ob all dies das Leiden eines einzigen Kindes wert ist? In der jüdischen Auffassung ist sein Wert zu Gott – nicht dem abstrakten Gott, nicht einem selbstgemachten Gott, dem wir unsere eigenen Empfindungen unterschieben, sondern JHWH, mit dem Abraham und Moses sprachen.

Die Dschihadisten wissen, wie man westliche Gefühle manipuliert. Katastrophale Todesraten sind Teil des Programms, zumindest auf einer Anzahl von Schauplätzen. Die Hamas in Gaza war die erste Kriegspartei in der Geschichte, die bewusst die Zahl der Todesfälle unter der eigenen Zivilbevölkerung maximierte (indem sie Tausende von Raketen von dichtbevölkerten zivilen Regionen nach Israel abfeuerte). Der israelisch-palästinensische Konflikt ist jedoch nur eine Nebensache in der Katastrophe des Nahen Ostens, die Desintegration von Libyen, Syrien, dem Irak, Somalia, dem Südsudan und Jemen wie auch die latente Instabilität von Pakistan und anderen muslimischen Ländern die Hauptsache.

Nur einige hunderttausend Menschen sind in den letzten fünfzehn Jahren im Irak und in Syrien getötet worden, aber bei der Zählung der Todesopfer könnten bald weitere Nullen auf der rechten Seite erscheinen. Ob die Migrantenwelle spontan entstanden oder von der Türkei kanalisiert worden ist, kann hier beiseite bleiben. Die Deutschen – die besten Deutschen wie Kanzlerin Merkel – können den Horror menschlichen Leidens in dem gegenwärtigen Ausmaß nicht ertragen, und was wir jetzt sehen, ist geringfügig, verglichen mit dem, was wahrscheinlich als Nächstes kommen wird.

Die Alternative besteht zwischen einem nahezu apokalyptischen Grad von Horror und einen eher begrenzten Horror. Was immer sie sich vorstellen können, es wird schlimmer sein. Wenn der Westen den Horror in sein eigenes Haus einlädt, wird er wahrscheinlich nicht überleben.

Autor: Stefan O. W. Weiss

Leon de Winter zählte die Kolumnen von David P. Goldman, besser bekannt unter seinem nom de plume „Spengler“, „zu den allerinteressantesten, die es weltweit zu lesen gibt“. Seine Texte, die er meist in „Asia Times“ und „PJMedia“ veröffentlicht, haben eine Leserschaft gefunden, die in die Hunderttausende geht. Er behandelt so verschiedene Themen wie Philosophie, Literatur, Wirtschaftswissenschaften, Theologie, Strategie, Weltpolitik, Musik und andere mehr mit gleicher Souveränität und Kompetenz. In Deutschland ist er ein Geheimtipp geblieben, bedauerlicherweise, da er ein vorzüglicher Kenner der deutschen Geistesgeschichte ist. Seine Essays über Wagner, Goethe, Schiller seien doch wenigstens en passant erwähnt. Um dem deutschen Leser die Lektüre zu erleichtern, beabsichtige ich, in diesem Blog seine Texte fortlaufend in Deutsche zu übersetzen. Ich habe dieses Projekt seit einigen Monaten verfolgt, der erste hier auf Deutsch veröffentliche Text stammt vom Oktober 2015. In den kommenden Wochen gedenke ich, seine nachfolgenden Texte in chronologischer Reihenfolge zu veröffentlichen, bis der Anschluss zu Gegenwart erreicht ist.

Hinterlasse einen Kommentar