Das Original erschien am 3. April 2006 unter dem Titel „Alice in Trumperland and China’s Currency“ in Asia Times.
„Wir sind im Handelskrieg mit China und wir verlieren ihn“ – mit diesen Worten bedrängte Laura Ingraham in ihrer Radio-Talkshow Senator Ted Cruz, der sich dagegen wendet, China für angebliche Währungsmanipulationen zu bestrafen. „Ted, in diesem Punkt sind Sie auf der falschen Seite der Geschichte“, fügte Ingraham hinzu. Es ist jedoch Frau Ingraham, die irgendwie auf die falsche Seite des Spiegels geraten ist, da, wo alles verkehrt herum ist[1].
Für die auf der richtigen Seite des Spiegels, das heißt, für die in der wirklichen Welt und nicht in Trumperland, ist das Gegenteil der Fall. Chinas realer effektiver Wechselkurs (der handelsgewichtete Wechselkurs justiert nach der jeweils unterschiedlichen Inflation) ist zwei Mal so hoch wie er es von 20 Jahren war und 40 % höher als er es 2008 war. Die chinesische Währung ist gestiegen, nicht gefallen!
Realer Wechselkurs für China:
Zugleich sind Chinas Exporte in die Vereinigten Staaten seit der Krise von 2008 kaum gewachsen. Die Graphik unten zeigt das jährliche Wachstum der amerikanischen Importe aus China über ein fünfjähriges Intervall. Bis zur Rezession von 2008 wuchsen amerikanische Importe aus China mit Jahresraten von 15 bis 30 %. In den letzten fünf Jahren dagegen lagen sie kaum über 3 %.
Jährliche amerikanische Importe aus China über fünf Jahre:
Der Grund dafür, dass Chinas realer Wechselkurs so stark angestiegen ist, besteht darin, dass China seine Währung faktisch an den Dollar gebunden hat. Seit Beginn des Jahres 2014 ist der Dollar auf einer handelsgewichteten Basis um 25 % gestiegen, als die amerikanische Zentralbank ankündigte, sie werde die Leitzinsen erhöhen. Erst nachdem der Dollar um 25 % gestiegen war (und die chinesische Währung mit ihm) hat China seiner Währung einen leichten Rückgang gegenüber dem Dollar erlaubt – da die chinesische Währung gegenüber jeder anderen Währung der Welt massiv aufgewertet hatte.
Wechselkurs China/USA gegenüber dem handelsgewichteten Dollar:
Blau: handelsgewichteter Dollar
Rot: Chinesischer Rembini versus US-Dollar
Der Kursanstieg der chinesischen Währung infolge von Chinas Weigerung, seine Währung im Verhältnis zum Dollar an Wert verlieren zu lassen, hat den chinesischen Exporten enormen Schaden zugefügt. Anhand einer Studie der „Reorient Group“ in Hong Kong vom 27. Oktober 2014 habe ich gezeigt, dass Veränderungen des realen effektiven Wechselkurses des chinesischen Yuan Veränderungen in den chinesischen Exporten mit einem dreimonatigen Abstand korrekt voraussagten.
Verzögerte Veränderungen handelsgewichteter Währung versus Veränderungen im Export:
In dem genannten Berichten habe ich beobachtet:
Im Fall des handelsgewichteten Wechselkurses beobachten wir, dass Veränderungen im handelsgewichteten Wechselkurs Veränderungen im Exportwachstum vorwegnehmen. Mit einer R2-Rate von 67 % nehmen jährliche Veränderungen in handelsgewichteter Währung mit einem vierteljährlichen Abstand Veränderungen in den Exporten vorweg. Verlangsamtes Exportwachstum korreliert eng mit steigenden Wechselkursen.
Um die Dollarbindung aufrechtzuerhalten, war China zudem gezwungen, die höchste heimische Zinsrate unter den großen Wirtschaftmächten der Welt aufrechtzuerhalten. Das belastete die chinesische Wirtschaft zusätzlich.
Fran Ingrahams Behauptung, dass Amerika sich in einem Handelskrieg mit China befindet, widerspricht den Tatsachen. Er existiert lediglich in ihrer lebhaften Fantasie. Die Fakten gegen Senator Cruz recht.
Sicher, Amerika sollte Chinas wegen besorgt sein. Es steht im Wettbewerb mit Technologieunternehmen wie dem Kommunikationsgiganten „Huawei“, der 15 % seiner Bruttoeinnahmen in Forschung und Entwicklung investiert. Wie viele amerikanische Firmen investieren so viel aus ihren Einnahmen in Forschung und Entwicklung? In einigen wichtigen Bereichen ist China dabei, die technologische Lücke zu den Vereinigten Staaten zu schließen. Über Wechselkursmanipulationen zu jammern, wird jedoch nichts helfen, insbesondere wenn diese überhaupt nicht existieren.
[1] Anspielung auf Lewis Carrolls Roman “Through the looking-glass” (Alice hinter den Spiegeln) (1871), die Fortsetzung von “Alice im Wunderland”.