Spengler auf Deutsch 67: Keine Überraschung, dass die Anleiherenditen nach dem heiklen Bericht über das Bruttoinlandsprodukt gefallen sind

Das Original erschien am 28. Oktober 2016 unter dem Titel „No surprise bond yields fell on the dodgy GDP report“ in Asia Times.

Der heutige Bericht über das amerikanische Bruttoinlandsprodukt ist in nahezu jeder Beziehung heikel. Es ist keine Überraschung, dass die Anleiherenditen daraufhin gefallen sind.

Beitrag zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts:

image

Data Source: US Department of Commerce

Die größte Enttäuschung relativ zu den übereinstimmenden Prognosen war der Privatkonsum. Mit 1,47 % ist seine Wachstumsrate die niedrigste gegenüber der allgemeinen Rate von 2,9 %. Noch enttäuschender ist die Zusammensetzung des Privatkonsums. Der Konsum von Dienstleistungen trug 1 % zu dem generellen Wachstum von 2,9 % bei. Größtenteils waren dies Ausgaben für medizinische Versorgung (kaum ein Beitrag zu langfristigem Wachstum) und für häusliche Dienstleistungen (mehr Vermietungen von Hausbesitzern an Leute, die sich einen Hauskauf nicht leisten können). Nichts davon reflektiert wirtschaftliche Stärke.

Der Privatkonsum von Waren trug nur zu einem halben Prozent zu der allgemeinen Wachstumsrate von 2,9 % bei, der schwächste Wert in drei Jahren.

Bedeutende private Anlageninvestitionen waren zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2015 positiv, aber es ist schwer, aus dem publizierten Bericht herauszufinden, wo sie herkommen. Gemäß der Veröffentlichung des Handelsministeriums scheinen die meisten von ihnen Käufe von Computern und „Produkte geistigen Eigentums“ zu sein.

Lagerbestände machen ebenfalls einen übergroßen Beitrag zum Wachstum; sie tragen 0,61 % zu dem berichteten Wachstum von 2,9 % bei. Und die Nettoexporte trugen 0,83 % zu den 2,9 % Wachstum bei, der größte Beitrag seit dem vierten Quartal 2013. Die publizierten Date des amerikanischen Handels in Gütern und Dienstleistungen zeigen jedoch keinen solchen Anstieg der Nettoexporte, und es ist unklar, wie das „Bureau of Economic Affairs“ auf diesen Wert gekommen ist.

Ein besserer Indikator für den Zustand der amerikanischen Wirtschaft ist der Endabsatz an inländische Käufer. Das schließt Lagerbestände, Außenhandel und andere Nebensächlichkeiten aus. Ein klarer Abwärtstrend ist sichtbar beim Endverkauf häuslicher Produkte und den damit zusammenhängenden Werten.

image-1

Data Source: US Department of Commerce

Autor: Stefan O. W. Weiss

Leon de Winter zählte die Kolumnen von David P. Goldman, besser bekannt unter seinem nom de plume „Spengler“, „zu den allerinteressantesten, die es weltweit zu lesen gibt“. Seine Texte, die er meist in „Asia Times“ und „PJMedia“ veröffentlicht, haben eine Leserschaft gefunden, die in die Hunderttausende geht. Er behandelt so verschiedene Themen wie Philosophie, Literatur, Wirtschaftswissenschaften, Theologie, Strategie, Weltpolitik, Musik und andere mehr mit gleicher Souveränität und Kompetenz. In Deutschland ist er ein Geheimtipp geblieben, bedauerlicherweise, da er ein vorzüglicher Kenner der deutschen Geistesgeschichte ist. Seine Essays über Wagner, Goethe, Schiller seien doch wenigstens en passant erwähnt. Um dem deutschen Leser die Lektüre zu erleichtern, beabsichtige ich, in diesem Blog seine Texte fortlaufend in Deutsche zu übersetzen. Ich habe dieses Projekt seit einigen Monaten verfolgt, der erste hier auf Deutsch veröffentliche Text stammt vom Oktober 2015. In den kommenden Wochen gedenke ich, seine nachfolgenden Texte in chronologischer Reihenfolge zu veröffentlichen, bis der Anschluss zu Gegenwart erreicht ist.

Hinterlasse einen Kommentar